Herrn Bürgermeister
Dieter Spürck
Jahnplatz 1
50171 Kerpen
09.04.208
„Brennende Welt“ , das Mahnmal an der Fuchsiusstraße in Kerpen-Sindorf
TOP 7 - Bau- und Feuerschutzausschuss am 12.04.2018
Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
nachdem ich mir die Verwaltungsvorlage zu dem Thema für den Bau- und Feuerschutzausschuss am 12.04.2018 angesehen habe, möchte ich Ihnen in dem Zusammenhang noch einmal den geschichtlichen und den kulturellen Hintergrund des Mahnmals näher bringen und Sie darauf hinweisen, dass es aus meiner Sicht wichtig ist, Gedenkstätten, wie auch in anderen Stadtteilen praktiziert, zu pflegen und zu erhalten.
Dies, wie in der Vorlage beschrieben, unter dem Gesichtspunkt zu behandeln, ob es sich um eine Pflichtaufgabe handelt oder nicht, kann ich an der Stelle nicht nachvollziehen.
Ich bitte Sie, diesen Bericht (siehe Anlage) der Vorlage beizufügen, damit alle Ausschussmitglieder die notwendigen Zusammenhänge kennen.
Mit freundlichen Grüßen
Branko Appelmann
OV-Vorsitzender
Anlage
Sindorfer Geschichte und Geschichten
Brennende Welt -Mahnmal der Hegelstraße
An der Ecke Fuchsius-/ Hegelstraße in Sindorf erkennt man eine traurige, von Ziegelsteinen eingerahmte Gestalt, die auf einem flammenden Erdball steht. Darunter stehen schlicht und einfach die Worte: "Wir mahnen ". Dieses, als "Brennende Welt" bezeichnete Mahnmal, steht dort seit 1963, also immerhin schon mehr als 35 Jahren.
Ob sich noch jemand an Entstehung, Einweihung und vor allem an Sinn und Zweck des Mahnmals erinnert?
Noch relativ junge Männer aus Sindorf, Ahe und Heppendorf, die dem schrecklichen 2. Weltkrieg glücklich entronnen waren und Hunger, Dreck, Elend und Erniedrigungen in jahrelanger Kriegsgefangenschaft überstanden hatten, waren 1949 heimgekehrt. Als wenige Jahre später auf damaliger Bundesebene ein Verband der Heimkehrer -VdH- entstanden war, schlossen sich auch mehr als 70 ehemalige Kriegsgefangene aus den 3 genannten Orten zu einem Ortsverein im VdH zusammen. Das war am 23. November 1953. Rasch vergingen die Jahre, zumal der Verein sehr rührig und gesellig war. So drängten sich bald die Überlegungen auf, wie das 10-jöhrige Bestehen gestaltet werden sollte und könnte. Es dürfte kein üblicher Geburtstag sein, nein, es müßte etwas Besonderes sein, etwas, was dem grausamen Erleben in Krieg und Gefangenschaft und der Erkenntnis daraus entsprechen könnte. Nach Beratung mit dem Heimkehrerverband konnten dann schnell Verbindungen mit dem bekannten Bildhauer Fritz Theilmann aus Kieselbronn bei Pfortzheim, der u.a. auch die eindrucksvolle Gestalt -Schritt in die Freiheit- geschaffen hat, aufnehmen. Aus mehreren Entwürfen wählte man die "brennende Weft", -„wir mahnen aus“. Ohne die genauen Entstehungskosten zu kennen wurde die Errichtung des Mahnmals in einer Mitgliederversammlung einstimmig beschlossen und der Auftrag erteilt Für das Mahnmal mußten und wurden insgesamt
13 050,00 DM aufgebracht werden. Den größten Teil brachten die Heimkehrer des Ortsvereins selber auf. Der Rest kam aus Geld- und Sachspenden der Sindorfer Bürger, des Handels, des Gewerbes, Handwerks, Industrie und der Gemeinde Sindorf zusammen. Die Art und Weise der Kostenaufbringung kann auch heute noch mit Fug und Recht als Beweis für einen beispielhaften Gemeinschaftssinn gelten. Die feierliche Enthüllung, Einweihung und Übergabe in die Obhut der Gemeinde konnte am 23.November 1963 in einem besonders würdigen Rahmen im Beisein von vielen Vertretern aller Stufen des Heimkehrerverbanbandes, des Kreistages, des Gemeinderates, Kreis- und Amtsverwaltung, Bundeswehr, Kirchen, Schulen DRK, allen Ortsvereinen und, was besonders erfreulich war, zahlreicher Bürgerinnen und Bürger, vorgenommen werden. Das Mahnmal wurde nicht erbaut zum Gedenken des Ertragenen in Krieg und Gefangenschaft, sondern einzig und allein als unübersehbare Mahnung vor neuem Leid und Elend. Es symbolisiert, wie hilflos der Mensch der von Menschen entflammten Erde ausgeliefert ist. Die dargestellte Erinnerung, an Tod und Verderben soll mit den darunter stehenden Wir mahnen gleichzeitig den Willen der Menschen wachhalten und stärken, sich stets und ständig für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit einzusetzen. Das Mahnmal in Sindorf ist deshalb auch heute noch sehr hoch aktuell.
Übrigens: am 02. Juli 1999 wird eine Gruppe ehemaliger russischer Kriegsgefangener um 18.00 Uhr am Sindorfer Mahnmal Im Rahmen Ihrer Begegnung Ihren toten Kameraelen gedenken.
T.A